⏰ 551 Min.
🎬 Regie:
Christiane Ohaus
Übersetzung:
Harry Kahna
Technische Realisierung:
Sebastian Ohm,
Christian Alpen
Regieassistenz:
Felix Lehmann,
Lisa Krumme
Dramaturgie:
Michael Becker
🛠 Bearbeitung:
Christiane Ohaus
🎼 Musik:
Stephanie Nilles,
Thomas Deakin,
Allan Nilles
🎤 Mit:
Ulrich Noethen,
Thomas Loibl,
Sebastian Blomberg,
Peter Kaempfe,
Marina Galic,
Vincent Redetzki,
Jonas Nay,
Nils Kahnwald,
Daniel Rothaug,
Jona Glücklich,
Felix Lengenfelder,
Maja Schöne,
Tilo Werner,
Gabriela Maria Schmeide,
Maria Magdalena Wardzinska,
Matthias Bundschuh,
Felix von Manteuffel,
Hedi Kriegeskotte,
Thomas Niehaus,
Samuel Weiss,
Jonas Minthe,
Marie Löcker,
Birte Kretschmer,
Rosa Thormeyer,
Siemen Rühaak,
Astrid Meyerfeldt,
Lucca Liekefett,
Christian Redl,
Bettina Stucky,
Oskar Ketelhut,
Rafael Stachowiak,
Jürgen Uter,
Uli Pleßmann,
Bernd Grawert,
Wilfried Dziallas,
Julian Greis,
Konstantin Graudus,
Wolf-Dietrich Sprenger,
Katja Brügger,
Lisa Hagmeister,
Markus John,
Fjodor Olev,
Brigitte Janner
Folge 1
Es ist die große amerikanische Familiensaga: John Steinbeck erzählt in "Jenseits von Eden" die Geschichte der beiden Familien Trask und Hamilton, vom Amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Esten Weltkrieg, von der Ost- zur Westküste der Vereinigten Staaten. Die ersten Kapitel seines Romans sind eine „Autobiographie“ des Ortes, an dem die Geschichte enden wird: Sein Geburtsort Salinas in Kalifornien. Steinbeck wollte seine Erinnerungen an die Schönheit der Natur, die üppigen Gerüche und Geräusche, den Wechsel von dürren und feuchten Jahren so lebendig wie möglich für seine Söhne, Thomas und John IV, konservieren. Es ist das Fleckchen Erde, an dem sich John Steinbecks aus Irland stammende Großeltern, Samuel und Liza Hamilton, niederließen. Die Hamilton-Ranch ist eine „Streusandbüchse“, karges Land, ohne eine Chance große landwirtschaftliche Erträge zu erzielen. So stellt sich Samuel in den Dienst mit mehr Kapital ausgestatteter Siedler. Ein ebensolcher soll Jahrzehnte später in Salinas eintreffen: Adam Trask. Inmitten der Wirrnisse des Amerikanischen Bürgerkriegs wird Adam 1862 an der Ostküste, in Connecticut, geboren. Sein Vater Cyrus kommt daraufhin nach einem nur sechswöchigen Kriegseinsatz auf einem Holzbein nach Hause – und mit einer Geschlechtskrankheit nach Hause. Jene bleibt Adams Mutter nicht erspart und treibt die sich bereitwillig selbst als Opfergabe darbringende Mrs. Trask in die Verzweiflung und schließlich in den Tod. Adam ist ungefähr ein Jahr alt, als Cyrus` zweite Frau Alice seinen Halbbruder Charles zur Welt bringt. Adam und Charles lieben sich abgöttisch, doch Charles kann sich von einer Sekunde zur nächsten in einen hasserfüllten Tobsüchtigen verwandeln. Zu ihrem Vater, der sich als heldenhafter Veteran inszeniert, entwickeln die ungleichen Brüdern eine genauso ungleiche Liebe. Der eine durschaut die Lügen des Vaters, der andere verehrt ihn. Als Cyrus den älteren Adam zum Militär schicken will, weil er seinen Erstgeborenen „mehr liebt“, wird diese Unterredung unter Männern aus der Ferne vom Charles beobachtet.
Folge 2
Charles` gewaltsame Eifersucht soll Adam fast das Leben kosten: Voller Jähzorn prügelt Charles auf Adam ein, will sich seinen geliebten Vater nicht wegnehmen lassen! Als Charles zum Schuppen rennt, um eine Axt zu holen, gehorcht Adam seinen Instinkten: „Die triebhafte Lebenswut einer Ratte überkam ihn. Er schleppte sich von der Straße weg in den Graben. Vorsichtig kroch er in das Wasser, bemüht, kein Plätschern zu verursachen.“ Aus Angst vor der Wut seines Vaters taucht Charles ab, treibt sich in Kneipen herum und kommt zwei Wochen später reumütig zurück. Adam hilft das alles nichts: Er muss in den Soldatendienst und kämpft in den Indianergebieten. Nach Alice‘ Tod wird Cyrus Trask nach Washington zum Militärstrategen befördert – und schließlich für seine Fabulierkunst belohnt. Charles führt ein einsames Farmerleben, kämpft gegen sich und das Land, wobei er sich eine tiefe, dunkle Narbe auf der Stirn zuzieht. Dreizehn Jahre sollen vergehen, bis sich die Männer wiedersehen: Adam, der verwahrloste Deserteur, und Charles, der mit einem Kainsmal gezeichnete Eigenbrötler.
Folge 3
Während Adam und Charles das mit moralischen Zweifeln belastete, monetär aber umso gewichtigere Erbe ihres Vaters Cyrus antreten, springt die Handlung ein paar Jahre zurück: In einer nahegelegenen Provinz in Massachusetts wächst Cathy Ames heran. Ein Monster mit – „als ob die Natur eine Falle verdecken wollte“ – dem Gesicht eines Unschuldsengels. Ein Ungetüm, dem nicht nur ein zartbesaiteter Lateinlehrer zum Opfer fallen wird. Eigentlich will sich Cathy nur wie „Alice“ in einen Kaninchenbau stehlen, doch die kleinbürgerlichen Familienverhältnisse und die gesellschaftliche Determination als Frau im 19. Jahrhundert sind ihr schlicht zuwider. Rücksichtslos und mit teuflischer Präzision entledigt sich das Mädchen ihrer Eltern, flieht nach Boston und verwischt, fast, alle Spuren.
Folge 4
Cathy heuert bei Mr. Edwards an, einem Zuhälter mit einem verruchten Hofstab ansonsten eher zweitklassiger Huren. Doch auch auf den ersten Blick übermächtig erscheinende Bösewichte wollen nur eins: geliebt werden. Cathy wickelt den hilflosen Tor um den Finger und nimmt ihn aus wie eine zu fette Weihnachtsgans. In einer schwachen Sekunde, unter dem Einfluss von Champagner, erahnt Mr. Edwards den Schwindel und beschließt, Rache an seiner Kurtisane zu nehmen. Von ihrem Zuhälter halb totgeschlagen, irgendwo im nahen Connecticut ausgesetzt und von einer blutigen Narbe auf der Stirn gezeichnet, schleppt sich die Frau auf die Veranda einer Farm. Cathy blickt in die Augen des Mannes, der sie heiraten wird, und noch zuvor in die Augen seines Halbbruders, der sofort das Böse erkennt. Und dann kommt die Hochzeitsnacht.
Folge 5
Adam und Cathy übersiedeln, frisch vermählt, im Jahr 1900 nach Kalifornien. Erfüllt vom „göttlichen Funken“, der durch Cathy in Adam gefahren ist, besichtigt er ein Landstück nach dem andern. Während Cathy bei einem Abtreibungsversuch und sich widerwillig mit ihrer Schwangerschaft abfindet, wird Adam fündig: Die Bordoni-Ranch, ein verlassenes Herrenhaus, nahe King City im Salinas-Tal. Doch bevor das Erbe seines lügnerischen Vaters investiert werden kann, konsultiert Adam den weit und breit für seine Kenntnisse des Landstrichs angesehenen Samuel Hamilton. Einen echten Patriarchen mit standesgemäßem Bart! Die Hamiltons sind ein bunter, aber glücklicher Haufen irischer Abstammung. Samuel und seine Ehefrau Liza, ein „halbes Portiönchen von einem Weibsbild“, haben neun Kinder. Eines davon ist Olive, oder „Ollie“. Sie ist Lehrerin und heiratete im Dezember 1890 John Ernst Steinbeck, den Vater des Erzählers.
Folge 6
Das Salinas-Tal wird in den USA landläufig als „the Salad Bowl of the World“, als „die Salatschüssel des Planeten“ bezeichnet. Doch fruchtbares Land zu ergattern, ist nicht nur eine finanzielle Frage, es ist ein Glückspiel. Und Adam ist ein Glückspilz! Samuel findet mit seiner zuckenden Weidenrute „ein ganzes Weltmeer von Wasser!“ Adam will seinem biblischen Vornamen alle Ehre machen und seiner Cathy einen „Garten Eden“ erbauen. Doch die hochschwangere Eva hat bereits den Plan gefasst, auch diesem bilderbuchartigen Korsett zu entfliehen. Ständig beäugt von Lee, dem Pidgin sprechenden chinesischen Diener und Koch im Trask’schen Haus. Wie viele andere Feldarbeiter und Hausdiener aus China und Japan kamen auch Lees Vorfahren im 19. Jahrhundert nach Kalifornien, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Er ist es auch, der Samuel eines Abends zur Geburtshilfe herbeiholt. Samuel ahnte es, es schwebt etwas „Dunkles“ über dem Tal. In den Augen der vor Wehen gekrümmten Mutter sieht er Unmenschliches – den bösen Blick.
Folge 7
„Die Kirche und das Freudenhaus traten im fernen Westen gleichzeitig auf“, analysiert John Steinbeck. So ist es nur folgerichtig, dass Cathy auf der „Salinas Row“, der Bordellstraße in Salinas, Unterschlupf findet. Ihre neugeborenen Zwillinge verstoßen, den liebestollen Ehemann angeschossen, lässt sie ihr Leben als Cathy nochmal zurück: Von nun an heißt sie Kate. Ihre Handlungen bleiben zwar von den betulichen Ordnungsbehörden nicht unbemerkt, doch wäre die Schande für die unschuldigen Kinder und den redlichen Ehemann zu groß. Ferner sind die Freudenhäuser mindestens so von der Bevölkerung gewollt wie die Gotteshäuser. Besser, keinen Skandal zu riskieren. So wird Kate der Günstling von Faye und steigt nicht nur zur berüchtigtsten Hure der Stadt auf, sie wird als alleinige Erbin der Puffmutter eingesetzt. Ebenso folgerichtig mag es sein, dass Faye besser auf ihr Leibeswohl hätte achten sollen.
Folge 8
Adam ist zwar am Leben, aber nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Farm liegt brach, ihr Besitzer ein dahinvegetierendes Nichts. Seine Söhne ruft er bloß „du da“ oder „ihr da“. Ausgestattet mit dem Buch Gottes, dem Exemplar seiner bibelfesten und über den gottlosen Status der Namenlosigkeit entrüsteten Frau Liza, macht sich Samuel Hamilton auf den Weg zur Trask-Ranch – denn in der Bibel findet man bekanntlich die besten Namen. Der Arbeitsimmigrant Lee, derjenige, der die Kinder erzieht, entpuppt sich auch als derjenige, der die Fäden zusammenhält: Bei einem guten Essen brüten die drei Männer über den 16 alttestamentarischen Versen zum Brudermord. Auf Eifersucht folgen Zorn, Rache, Missetat und schließlich Schuld. „Es ist die bekannteste Geschichte der Welt, denn sie ist die Geschichte von uns allen, ist die symbolische Geschichte der menschlichen Seele“, so schlussfolgert der Koch. Kain und Abel werden trotzdem als Optionen verworfen. Kurzerhand wird beschlossen: Die Zwillinge heißen Caleb und Aron.
Folge 9
In jeder Familie gibt es Licht und Schatten: Samuels Lieblingstochter Una heiratet einen Fotografen, einen „schwerblütigen, düsteren Mann“, und führt an dessen Seite ein verarmtes, intensives Leben im Dienst der Kunst. Eines Tages wird ihr grausam zugerichteter Leichnam heimgebracht. Das Unglück zerstört den Vater und er plant, geneinsam mit Liza die Hamilton-Ranch zu verlassen. Ein letztes Mal besucht Samuel die Trasks. Adams Söhne, Caleb und Aron, sind bereits elf Jahre alt. Bei einem Gläschen Ng-ka-py, einem chinesischen Brandy, erzählt Lee von seiner Entdeckung in der Übersetzung der Geschichte des Brudermords: „Der amerikanische Standard-Text befiehlt dem Menschen, den Sieg über die Sünde davonzutragen – und mit Sünde ist Unwissenheit gemeint; die King-James-Übersetzung macht eine Versprechung: der Mensch werde bestimmt, den Sieg über die Sünde davonzutragen. Das hebräische Wort des Urtextes jedoch, das Wort ‚timschal‘ – ‚Du kannst, du magst‘ – das lässt eine Wahl.“ Jeder Mensch hat die Freiheit der Wahl! Für Samuel eine Offenbarung und er spricht die Wahrheit aus, um Adam diese Wahl zu lassen: Die Wahrheit über Kate.
Folge 10
Wie von ihm selbst vorhergesehen, kehrt Samuel nie mehr zurück: Im folgenden Frühjahr nimmt Adam den Zug von King City nach Salinas, um seinem Freund die letzte Ehre zu erweisen. Nach der Bestattung trinkt er sich in einer Kneipe mit Rum Mut an und läuft „zur Kate“, wovor ihn der Wirt eindringlich warnt. Da sitzt sie, am Tresen ihres Bordells. Die Frau, die er verehrte, sein „Liebling“, die Mutter seiner Söhne. Unter Alkohol verliert Kate die Kontrolle und erzählt davon, wie sie Männer nach Lust und Laune manipuliert. Sie zeigt Adam Fotos von Freiern, mit denen sie sich viel Geld erpressen will, um nach New York zu gehen. Adam ist angewidert – die gealterte Frau, mit einem kleinen Bäuchlein und runzliger Haut, hat jeden Zauber verloren. Zornig will sie Adam demütigen: „Ich bin die Mutter deiner Söhne. – Deiner Söhne? Denk einmal nach: Wie oft ließ ich dich so nahe an mich herankommen, dass es zu Kindern hätte kommen können?“ Sein Halbruder Charles soll mit ihr die Zwillinge in der Hochzeitsnacht gezeugt haben? Doch auch dies berührt Adam nicht: Er ist frei!
Folge 11
„Lieber Bruder Charles, Du wirst erstaunt sein, nach so langer Zeit von mir zu hören. Ich hatte öfter vorgehabt, Dir zu schreiben, aber Du weißt ja, wie man so etwas immer wieder verschiebt.“ – Nach all den Verwerfungen sehnt sich Adam nach seinem Halbbruder und lädt ihn nach Kalifornien ein. Dort hält nun der technologische Fortschritt Einzug: Der Kaufmann Will Hamilton bringt Adam Trask sein erstes motorisiertes Gefährt, Henry Fords Model T, dessen komplexe Bedienung einiges an Gedächtnisleistung abverlangt. Nach der Einführung erhält Adam einen Brief aus Connecticut: Sein Bruder ist nach langem Leiden verstorben. Für das Studium der Fußnoten warten Adam und Lee bis die Zwillinge im Bett sind. Charles’ Nachlassverwalter teilen amtlich mit, dass Adam und Kate das Vermögen seines Bruders zu gleichen Teilen erben. Caleb lauscht an der Tür und erfährt in jener Nacht, dass seine Mutter noch lebt! Jenes Testament scheint aus Kates Sicht ein Täuschungsmanöver Adams zu sein. „Du weißt Bescheid über das Böse im Menschen, aber du weißt nichts, absolut nichts von allem andern. Du siehst nur die eine Seite und bist überzeugt, dass das alles ist,“ entgegnet Adam, der nur dem letzten Willen seines Bruders entsprechen will. Wütend bleibt Kate in ihrem Zimmer zurück, was aufgrund ihrer Paranoia bald der letzte Zufluchtsort der einsamen Frau werden soll. John Steinbeck stellt diesem letzten Aufeinandertreffen von Adam und Kate eine berühmte Passage voran, die sich, wie er meint, auf alle Geschichten anwenden lässt: „Wir haben nur eine einzige Geschichte. Alle Romane, alle Gedichte sind begründet auf den nie endenden Wettstreit in uns selbst, den Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Und das Böse, soviel weiß ich, muss sich immer wieder neu erzeugen, während das Gute unsterblich ist. Das Laster trägt immer ein neues, frisches, junges Gesicht, während die Tugend ehrwürdiger ist denn alles auf der Welt.“
Folge 12
Adam will seinen Kindern eine gehobene Schulausbildung in der Stadt ermöglichen und kauft das Haus von Dessie Hamilton in Salinas. Entgegen des Willens ihres Bruders, lässt Dessie ihren Modesalon zurück und zieht zu ihrem Bruder Tom zurück auf die Hamilton-Ranch, in der Hoffnung ihre wachsende Depression zu heilen. Tom ist ganz der Vater, treuherzig und ohne einen Sinn für Wettstreit. Der Erzähler, die Stimme John Steinbecks, erinnert sich gut an Ausflüge mit ihm: „Tom nahm mich manchmal zum Angeln mit. Wir brachen dann vor Morgengrauen mit dem kleinen Wagen auf. Man spürte seine Kraft und seine unbestechliche Lauterkeit.“ Trotzdem ist dies der Beginn eines tragischen, letzten Kapitels für die Familie Hamilton. Zunächst flüchten sich die Geschwister in Traumschlösser, doch Dessie erzählt Tom nichts vom mysteriösen Schmerz in ihrem Bauchraum. Im Delirium hört sie die Stimmen ihrer Eltern und Geschwister, bis es eines Tages so arg wird, dass sie sich vor Schmerz verdreht. Ihr Bruder gibt Dessie Bittersalz, unwissend, dass dies das letzte ist, was man bei einer akuten Blinddarmentzündung verabreichen darf. Ihr tragischer Tod bleibt nicht der letzte. Nach dem Umzug der Trasks besuchen die Zwillinge mittlerweile die 7. Klasse in Salinas. Caleb, der dunkle, gerissene, jongliert mit den Emotionen seiner Mitmenschen. Eifersüchtig blickt er auf die junge Liebe seines Bruders, dem naiven Aron, zu Abra Bacon. Bis heute hat Cal seinem Bruder nicht erzählt, dass seine Mutter nicht „in der Ferne“ begraben ist. Doch Gerüchte kursieren und Abra verplappert sich. Aron verehrt seinen Vater, niemals könnte Adam ihn belügen! So stößt er einen Gedanken zurück ins Totenreich: „Mutter ist tot!“
Folge 13
Die Nachricht von einem aus dem sibirischen Eis unbeschadet aufgetauten Mastodon weckt Adams Unternehmergeist: Was wäre, wenn Menschen an der Ostküste auch im Winter frischen Salat aus Kalifornien beziehen könnten? Als Erster wird Lee in Mitleidenschaft gezogen: Im Kühlschrank der Trasks finden sich allerhand übelriechende Experimente in halbgekühlten Stadien. Entgegen aller Warnungen kauft Adam eine Eisfabrik, um eisgekühltes Grünzeug auf die Schiene zu bringen. Ein Mann von Welt! Aber: Sein Plan scheitert kläglich, ein finanzielles Fiasko – und die Trask-Zwillinge werden als „Salatköpfe“ verspottet. Diese Schande macht Aron, verklärt von einem Reinheitsgedanken, schwer zu schaffen. Er will einfach nur weg aus der Stadt, obwohl Aron die scheinbar wahre Liebe und zugleich einen Mutterersatz in Abra findet. Sein Gegenstück „Cal“ treibt sich in den Nächten herum. Er folgt den Spuren und wird fündig: Seine Mutter, Kate, die berüchtigte Bordellbesitzerin in Salinas.
Folge 14
Acht Montage folgt Caleb seiner Mutter unbemerkt, bevor Kate ihren Sohn von der Straße in ihr Zimmer holt. Verschwommen tritt ein Erinnerungsbild von Charles vor die Augen der an einer heftigen Arthritis leidenden Frau. Sie glaubt, die vorlaute Rotznase sei von ihrem Schlag. Doch nachdem Kate Adam als Narr verspottet hat, ist sich Cal sicher: „Nein, ich habe nichts von dir. Ich bin ich selbst. Ich brauche nicht du zu sein.“ Trotzdem fürchtet er, das Böse von Geburt an in sich zu tragen. Lee redet ihm ins Gewissen, auch er habe das Gute in sich, er müsse sich nur dafür entscheiden. Um den Beweis anzutreten, leiht sich Cal Geld und steigt mit der Hilfe von Will Hamilton in ein Geschäft ein: Sie investieren in den Anbau von Bohnen, um rechtzeitig zum Beginn des Ersten Weltkriegs auf steigende Preise zu spekulieren. Der Gewinn soll Adam die Schulden aus dem Salatgeschäft ersetzen. Aron hat auch eine Entscheidung getroffen: Er will Geistlicher werden und auf eine weit entfernte Universität. Was seine Freundin Abra davon hält, ist ihm egal. Während einer Messe erblickt Kate ihren zweiten Sohn, engelsgleich in einem Chorhemd. Die von Schmerzmedikamenten betäubte Mutter träumt von einer Zukunft mit Aron in New York. Nein, der darf noch nichts von ihr erfahren!
Folge 15
Der Erste Weltkrieg stürzt Europa ins Verderben und Adam wird in die Aushebungskommission berufen: Ausgerechnet er muss junge Männer für felddienstfähig erklären – ein „Scharfrichter mit Hass auf den Galgen.“ Voller Stolz hingegen erwartet er Aron, der für Thanksgiving von der Universität nach Hause kommt und abermals eine Entscheidung getroffen hat: Er will sein Studium abbrechen! Für Cal ist der Moment gekommen, endlich dem Vater sein Geschenk zu überreichen: 15.000 Dollar, der Ertrag aus dem Bohnengeschäft. Doch dies ist für Adam dreckiges, gestohlenes Geld. Adam will nicht auch noch vom Krieg profitieren, während er die Kinder anderer Väter zum Tode verurteilt. Hasserfüllt und eifersüchtig auf die bedingungslose Liebe seines Vaters für Aron führt Cal seinen Bruder durch die Nacht bis zur „Castroville Street“. Da steht sie, im Anblick ihrer Söhne aus Selbstschutz laut lachend. Seine Mutter, eine Bordellbesitzerin? Schluchzend schlägt Aron seinen Bruder nieder. Traumatisiert, aber fest entschlossen meldet er sich im Rekrutierungsbüro zum Dienst an der Front. Die Erinnerung an Arons Gesicht, „sein verstörtes, verzweifeltes Gesicht“, lässt auch dessen Mutter trostlos zurück. Mit einem Fläschchen ihres Medikaments nimmt sie sich das Leben. Zuvor setzt sie sich an den Schreibtisch und zwingt sich trotz der Schmerzen in ihrer Hand noch einmal
deutlich zu schreiben: „Ich vermache alles, was ich besitze, meinem Sohn Aron Trask. Salinas, den 29. November 1917 – gez. Catherine Trask.“
Folge 16
Cal sitzt verkatert in seinem Zimmer und beginnt zu realisieren, weshalb sein Bruder spurlos verschwand: „Ich bin schuld. Ich werde ein Opfer darbringen!“ Er verbrennt einen Schein des für seinen Vater verdienten Geldgeschenks nach dem andern, als Lee ihn wachrüttelt: „Versuchst du dir eine tragische Würde zuzulegen, weil deine Mutter eine Hure war? Wenn deinem Bruder etwas zustoßen sollte, willst du dich dann in der Glanzrolle eines Mörders bewundern, du Rotznase?“ Adam weist beunruhigende Symptome eines Schlaganfalls auf, als er Tage später einen Brief von Aron erhält, in dem er gesteht, „sich gestellt zu haben“. Auf Lees Drängen hin nähert sich Cal der abweisenden Abra an. Sie habe Aron schon seitdem er aus purer Selbstsucht Priester werden wollte, nicht mehr lieben können. Sie sei keine Heilige, das Märchen aus Kindertagen ist vorbei. Einige Zeit vergeht und bei einem Ausflug ins „Alisal“ im Mai 1918, gesteht Abra inmitten aufblühender Azaleen, dem ungläubigen Cal, sich in ihn verliebt zu haben. Zurück im Trask’schen Haus brennen alle Lichter: Aron ist gefallen. Die Nachricht fügte Adam einen weiteren, schweren Schlaganfall zu. Am Rand des Krankenbettes gesteht Cal seinem Vater, was er getan hat und was zu Arons Tod führte – doch die Augen des gelähmten Mannes verändern sich nicht. Diesen Blick wird er nie mehr los, glaubt Cal. Die Schuld auf seinen Schultern kann er nicht tragen und rennt durch den prasselnden Regen zu Abra. Er will fortgehen, doch sie lässt das nicht zu. Gemeinsam mit Lee bitten sie Adam um Verzeihung, um den Erlass der Schuld für seinen Sohn. Er soll leben dürfen. Adam presst ein letztes Wort durch seine Lippen.
Der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck wird am 27. Februar 1902 geboren und wächst in Salinas, Kalifornien auf. Ab 1918 studiert er Naturwissenschaften, ab 1919 auch Literatur und Journalismus an der Stanford University und arbeitet in seinen Semesterferien als Gelegenheitsarbeiter auf Farmen, Baustellen und in Fabriken. 1924 bricht Steinbeck sein Studium ohne Abschluss ab und geht nach New York, kehrt aber wenig später nach Kalifornien zurück, wo er die Stoffe findet, die ihm zum literarischen Durchbruch verhelfen: Auf "Tortilla Flat" (1935) folgt "Von Mäusen und Menschen" (1937) und schließlich "Früchte des Zorns" (1939), wofür er ein Jahr später mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wird und was Steinbeck zu einem der bekanntesten Autoren seines Heimatlandes macht. Als Kriegsberichterstatter reist er im Zweiten Weltkrieg durch Europa und verfolgt die Nürnberger Prozesse auf der Pressetribüne. Mit seinem Roman "Jenseits von Eden" gelingt ihm 1952 ein Welterfolg. 1962 erhält John Steinbeck den Nobelpreis für Literatur, am 20. Dezember 1968 verstirbt er in New York an Herzversagen.
Die amerikanische Komponistin Stephanie Nilles, Jahrgang 1983, wird am Cleveland Institute of Music, dem Fixpunkt amerikanischer Pianisten, ausgebildet, nimmt an Wettbewerben teil und macht ihr Examen. Dann kommt der Bruch. Sie geht nach New York, jobbt und taucht ein in die Welt der Folk- und Jazzclubs. Sie geht als Songwriterin und Performerin auf Tour, quer durch die Vereinigten Staaten und lebt heute in Louisville, Kentucky. 2011 feiert sie ihr deutsches Live-Debüt beim "Women in (e)motion"-Festival in Bremen und ist seither regelmäßig auf Konzerttourneen und für Festivalgastspiele in Europa. Stephanie Nilles´ siebtes Album wird im April 2021 sowohl in den USA als auch Europa veröffentlicht und enthält ihre Bearbeitungen von Kompositionen des legendären amerikanischen Bassisten und Pianisten Charles Mingus.
Christiane Ohaus, Jahrgang 1959, studiert Philosophie und Germanistik in Tübingen und Berlin. 1984/85 volontiert sie im RIAS Berlin in der "Künstlerischen Wortproduktion" und arbeitet unter anderem mit George Tabori und Jörg Jannings. Nach sieben Jahren der freien Arbeit als Regieassistentin, Regisseurin und Autorin von Literaturfeatures und Essays für diverse Rundfunkanstalten, realisiert sie von 1993 bis 2012 bei Radio Bremen als festangestellte Regisseurin zahlreiche Hörspiele, Feature, Lesungen und Funkbearbeitungen. Im HörVerlag München erscheinen, um nur einige zu nennen: "Der Steppenwolf", "Madame Bovary", "Jane Eyre" und "Hammerstein - oder Der Eigensinn". Seit 2012 ist sie für den NDR als Redakteurin, Dramaturgin und Regisseurin in der Abteilung Radiokunst tätig.
🔥 Deutscher Hörbuchpreis 2022
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 07.04.2021
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 20.12.2024
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