""Es muß die Musik sein. Er redet mit ´Donald´ über die Töne seines Cellos. Er spricht mit dem Computer und der Computer spricht mit ihm, und es ist nur diese Musik zu hören ..." Professor Andres, der Leiter des Institutes für Kybernetik an der Universität München, ist einfach nach Hause gegangen und niemand kommt mehr an die Großrechenanlage heran, die Andres gebaut und auf den Namen "Donald" getauft hat. Ausgerechnet die Studentin und Gelegenheitsjournalistin Petra, die mit Artikeln für eine Reklamezeitung ihr Stipendium aufbessert, stößt zufällig auf den bedeutendsten Dissidenten der Freien Westlichen Welt. Denn Andres hat nicht nur seine Arbeit im Institut niedergelegt, er hat "Donald" so programmiert, daß der Computer sich selbst und alle angeschlossenen Systeme zerstört, wenn ein anderer das unfaßbar gewordene Wissen der Anlage anzapfen will. Professor Andres ist zu einem Sicherheitsproblem für diejenigen geworden, deren Macht sich auf Wissen gründet."
Bernhard Pfletschinger wurde 1946 geboren; er lebte bei Köln und arbeitete für Hörfunk und Fernsehen. Er starb im Juli 2024.
hoerspielTIPPs.net:«Ein Hörspiel, das seiner Zeit weit voraus war – und heute aktueller klingt als je zuvor. Bernhard Pfletschingers „Der Dissident“ erzählt von Professor Andres, einem Kybernetiker, der sich von seiner eigenen Schöpfung entfremdet: dem Großrechner „Donald“. Als der Wissenschaftler sich zurückzieht und die Maschine plötzlich unzugänglich wird, beginnt ein spannendes Ringen zwischen Mensch, Maschine und Moral.
Pfletschinger gelingt es, ein philosophisches Thema in das Gewand eines Thrillers zu kleiden. Die Ausgangslage erinnert an klassische Verschwörungsplots, doch das Hörspiel geht weit darüber hinaus: Es wird zum Nachdenken über Verantwortung in der Wissenschaft, den Preis des Wissens und die Macht von Technologie. Die Geschichte entfaltet sich langsam, aber zielstrebig – und gewinnt in der zweiten Hälfte deutlich an Intensität, wenn klar wird, welche Tragweite Andres’ Entscheidung wirklich hat.
Erstaunlich modern wirkt dabei die Darstellung von Künstlicher Intelligenz. Pfletschinger schreibt über eine Maschine, die denkt, reflektiert und Grenzen zieht – Themen, die heute das Zentrum gesellschaftlicher Debatten bilden. Die gefällige Inszenierung verstärkt diese Wirkung und lässt Raum für die beunruhigende Vorstellung, dass das Unkontrollierbare längst Teil unserer Welt ist.
Ein klug komponierter, spannender und vorausschauender Science-Fiction-Thriller, der mit seiner Mischung aus Technikparanoia und Ethikdiskussion nichts an Relevanz verloren hat. „Der Dissident“ zeigt, wie Hörspiel schon in den 1980ern Fragen stellte, auf die wir bis heute keine abschließenden Antworten haben.»
Ursendung: 04.09.1986
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 28.09.2025
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